Wild im Wald
Jagen ist eine uralte Angelegenheit – früher war sie Grundvoraussetzung zum Überleben. Und Sache der Männer. Das hat sich grundlegend geändert – immer mehr Frauen greifen zur Flinte und gehen auf Pirsch. So auch Bettina Jux, die im Berufsleben die Assistentin von Kurtz Ersa-Chef Rainer Kurtz ist.
Der Wald hat mich schon als Kind fasziniert und mit ihm die ganze Flora und Fauna. Als aktiver Pfadfinder habe ich so manches Lager im Wald gebaut oder Nistkästen aufgehängt. Durch den Kontakt zu aktiven Jägern und Naturschützern hat es mich mit 36 Jahren doch noch gepackt – aus Interesse daran, ob das Reh die Frau vom Hirschen ist und weil man in Opposition zur Massentierhaltung geht. Mittlerweile sind ca. 20% der Teilnehmer an Jagdkursen Frauen.
Aller Anfang ist schwer
Den Kurs zum Erlangen des Jagdscheins habe ich in Wertheim bei der Jagdschule Dr. Fellmer gemacht. Es heißt nicht umsonst das grüne Abitur, denn die Fächer gehen von Land- und Waldbau über Tierkunde und Jagdrecht bis hin zu Waffenkunde und Naturschutz. Der Stoff, den es zu lernen gilt, ist sehr umfangreich: Ich habe einige Wochen nach Feierabend gelernt und war an vielen Wochenenden in der Jagdschule, im Lehrrevier oder am Schießstand. Natürlich will auch das Schießen sowohl mit Büchse als auch Flinte ordentlich geübt werden. In der Prüfung wird der gute Schuss auf eine bewegliche Keilerscheibe verlangt, der Schuss auf den Kipphasen sowie der Schuss auf die Rehbockscheibe. Nach Bestehen der schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfung geht das Lernen aber erst richtig los!
Die ersten Gehversuche durfte ich als Jagdgast mit der erfahrenen Jägerin Karin Fellmer machen. Nach Berücksichtigung aller relevanten Dinge – wie Hauptwindrichtung oder die Frage, wo sich das Wild zur Zeit gern aufhält – wird es, wenn man sich auf dem Hochsitz eingerichtet hat, sehr ruhig um einen. Und man bekommt Dinge zu Gesicht, die dem normalen Waldbesucher meist verborgen bleiben: Dachse, Füchse, Wildschweine und Rehe wechseln dann vertraut heran.
Im Gegensatz zu Einzeljagdarten wie dem Ansitz gibt es im Spätherbst und Winter vermehrt die Drückjagden. Ziel ist es, den Abschuss des Schalenwilds – also der jagdbaren Huftiere – zu gewährleisten, aber dem Wild dauernde Störungen zu ersparen. Untrennbar verbunden mit der Jagd ist aber auch die Pflicht zur Hege: So soll auch der Jäger für eine gesunde und stabile heimische Wildtierpopulation sorgen, bedrohte Wildtierarten schützen, ihre Lebensräume erhalten und trotzdem eine effektive Waldbewirtschaftung gewährleisten. Wenn man vom Jagen spricht, muss man auch vom Erlegen sprechen. Ein Tier zu töten ist nicht leicht und sollte es auch nie sein!