Anpfiff – und volle Konzentration!
Fußball mobilisiert Millionen: Landauf, landab pilgern Fans zu den Spielen ihrer Mannschaft oder verfolgen diese im TV. Damit alles regelgerecht abläuft, werden Ligaspiele von Schiedsrichtern geleitet. Sinan Kaleli, im Beruf Leiter Kernmacherei Kurtz Eisenguss, ist einer davon.
Seit ich drei Jahre alt bin, habe ich aktiv Fußball gespielt. Zuletzt 2013 beim SV Viktoria Wertheim in der Landesliga. Das bedeutete dreimal Training in der Woche plus Spiel oder Turnier – das mit dem Job unter einen Hut zu bringen, wurde zunehmend schwer.
Seit 2007 arbeite ich in der Eisengießerei – zuerst Ausbildung zum Gießereimechaniker, dann ein Jahr Geselle in der Kernmacherei, bevor ich Leiter der Nachtschicht wurde.
Bei einem Turnier habe ich ein Plakat für einen Schiedsrichter-Lehrgang gesehen. Da habe ich mir gedacht: Das probiere ich aus! Die Prüfung habe ich 2014 gemacht und gleich bestanden – seither pfeife ich. Kaum ein Wochenende, an dem ich nicht als Fußball-Schiri unterwegs bin. Hätte nicht gedacht, dass mir das liegt und solchen Spaß macht. Auch hier gibt es sportlichen Wettbewerb, man kann in höhere Klassen aufsteigen oder auch absteigen, muss theoretische Tests bestehen und sportlich fit sein.
Ich bin recht schnell in höhere Klassen gekommen und pfeife jetzt bis hoch zur Landesliga – in der Klasse, in der ich früher selbst gespielt habe. So bin ich immer noch nah am Fußball, Sport ist mir sehr wichtig. Aber auch im Job kann ich alles geben. Denn im letzten Jahr wurde ich gefragt, ob ich die Abteilung Kernmacherei leiten und damit Verantwortung für 16 Kollegen übernehmen wollte – mit damals 24 Jahren. Klar wollte ich! War anfangs manchmal schon komisch, Aufgaben an Leute zu verteilen, die dir alles im Job beigebracht haben. Aber gemeinsam haben wir das gut hingekriegt. Hier in der Kernmacherei wie auf dem Platz gilt: Mit ganz klarem Auftreten und nachvollziehbaren Entscheidungen bringst du die Leute hinter dich. Auf meine Kollegen lass ich nichts kommen. Beruflich wie sportlich als Schiri möchte ich mich noch weiterentwickeln, ich bin ja noch jung.
Wenn wir als Schiedsrichter-Trio auf den Platz gehen, dann wissen wir immer, dass volle Konzentration bis zur letzten Sekunde gefragt ist. Es kann immer was passieren – egal ob in der Kreisliga oder beim Relegationsspiel, in dem es um den Aufstieg in die Landesliga oder höher geht. Da ist Stimmung auf und neben dem Platz, da fließt auch bei mir das Adrenalin – in Sekundenbruchteilen musst du die richtige Entscheidung treffen. Ohne Wiederholung und Super-Slow-Motion. Oft gehe ich im Nachhinein das Spiel noch mal durch und prüfe, ob ich wirklich alles richtig entschieden habe. Ich pfeife erst seit 2014, aber es wäre cool, wenn ich als Schiedsrichter noch in höheren Ligen zum Einsatz käme – ich bleibe auf jeden Fall am Ball!