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Kurtz Ersa Magazin

 
 
 
Nachhaltiges Wachstum

Maschinenbau: Riding the „Green Wave“

Erklärtes Ziel des European Green Deal ist die Klimaneutralität bis 2050. Mit zukunftsfähigen Technologien bietet der Maschinen- und Anlagenbau, der selbst nur einen CO2-Ausstoß von 1% verursacht, einen riesigen Hebel gerade auch für energieintensive Industriezweige, um CO2-Emissionen weltweit um 70% zu reduzieren. Das Kurtz Ersa Magazin im Gespräch über Sustainability mit Dr. Daniel Kronenwett, Partner der globalen Automotive & Manufacturing Industries Practice bei der Strategieberatung Oliver Wyman, und Kurtz Geschäftsführer Uwe Rothaug.

Was war Anlass für die Zusammenarbeit von Oliver Wyman und der Kurtz GmbH?

 

Uwe Rothaug: Unsere Positionierung als reiner Maschinenbauer war nicht immer so klar wie jetzt, wo unsere Systeme auf Augenhöhe unterwegs sind zu Megatrends wie E-Mobilität in der Automotive-Branche oder Recycling und Einsatz alternativer Materialien in der Kunststoffindustrie. Durch die Zusammenarbeit mit den Strategieberatern von Oliver Wyman haben wir langfristig eine nachhaltige Zukunftsstrategie definiert.

Welche Verbindungen bestehen dabei zum „Green Deal“ der EU?

 

Dr. Kronenwett: Als politische Kampagne zielt der „Green Deal“ darauf ab, Europa bis 2050 auf „net zero“, also null Emissionen zu bringen. Diese Willensbekundung war der erste Schritt. Im zweiten folgen nun in den nächsten Jahren die Bereitstellung entsprechender Mittel in Form von Subventionen, Funding und Finanzierungen bestimmter Technologien, die das Ziel der Dekarbonisierung unterstützen. Dafür steht die beeindruckende Summe von einer Billion Euro im Raum, die dazu in Europa verteilt wird.

 

Konkreter Hebel für Kurtz Ersa ist zum Beispiel die verstärkte Hinwendung zur E-Mobilität und ein gewisses Unabhängig-Werden vom Verbrennungsmotor. Ein anderer Schnittpunkt ist die „Circular Economy“, also die Wiederverwertung von Rohstoffen, Vermeidung von Plastik bzw. die Frage, wie sich biologisch abbaubare Materialien im Produktionsprozess einsetzen lassen.

Grafik Green Manufacturing; Quelle: Oliver Wyman
Grafik Green Manufacturing; Quelle: Oliver Wyman

Welche Anstrengungen sind für die Industrie nötig, um die CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen?

 

Uwe Rothaug: Wir sind der Meinung, dass die 2019 definierten Ziele für 2050 schon heute überholt sind. Mehrere Großkonzerne haben sich bereits öffentlich dazu bekannt, sehr viel früher emissionsfrei zu sein. Auch USA und China investieren inzwischen massiv in diese nachhaltigere Richtung. Das Ziel für den Kurtz Ersa-Konzern lautet: Wir wollen CO2-neutral sein bis 2029 – bezogen auf die eigene Produktion und die gesamte Lieferkette!

Dr. Kronenwett: Rund um den Green Deal herrscht eine wahnsinnige Dynamik – weit über Europa hinaus. Der Wille ist da, aber das Erreichen der gesteckten Ziele wird meines Erachtens eine ziemliche Herausforderung sein. Viele Unternehmen gehen voran. Aber bei weitem nicht alle Unternehmen haben sich im Sinne einer „Green Wave“ entsprechend ambitionierte Ziele gesteckt. In unserem aktuellen gemeinsamen
Report mit CDP haben wir ermittelt, dass erst 10% der größten europäischen Unternehmen ein Ziel entlang der Pariser Ziele mit einer maximalen Erwärmung von deutlich unter 1,5 °C gesetzt haben. Es sind folglich noch riesige Anstrengungen nötig.

Auf welche Technologien sollte Europa setzen, welche Rahmenbedingungen benötigen wir?

 

Dr. Kronenwett: Hier ist die Politik gefragt, die über Subvention, Funding und Finanzierung eine bestimmte Lenkungswirkung entfaltet – nehmen wir als Beispiel Hochtemperatur-Anwendungen mittels Wasserstofftechnologie, ohne die eine echte Dekarbonisierung in der Industrie sehr schwer werden wird.

 

Gerade für mittelständische Unternehmen wie das inhabergeführte Familienunternehmen Kurtz Ersa könnte es ohne politische Rahmenbedingungen schwierig werden, entsprechende Innovationen zu entwickeln und in die jeweiligen Märkte einzuführen. Hier ist sicherlich in den nächsten Jahren Funding und Förderung entsprechender Pilotprojekte innerhalb Europas vonnöten, die dann Wirkung über den Kontinent hinaus entfalten.

Nachhaltigkeit – wesentlicher Teil der Kurtz Ersa-Unternehmenskultur

Seit 1779 steht Kurtz Ersa für höchste Qualität und Zuverlässigkeit – heute realisiert der Konzern als reiner Maschinenbauer optimale Lösungen und Prozesse auf energieeffizienter, ressourcenschonender Basis für seine Kunden. Nachhaltigkeit und Schutz der Umwelt sind dabei integrale Bestandteile – bis 2029 will das Unternehmen CO2-neutral wirtschaften.

 

Wie sehen Sie die Chancen, dass Europa zum Leitmarkt für grüne Technologien wird?

 

Dr. Kronenwett: Ich sehe sehr gute Chancen, weil in Europa äußerst innovative Unternehmen ansässig sind – gerade der industrielle Mittelstand erwies und erweist sich hier als großartiger Innovationsmotor. Hervorragendes Beispiel ist Ihre mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnete Radiofrequenz-Technologie, die helfen kann, Energie- und Dampfverbräuche im Produktionsprozess massiv zu reduzieren. Die Europäer haben tatsächlich als Erste einen Green Deal ins Rennen geschickt – und sind jetzt dabei, ihre Technologien für den breiten Einsatz zu skalieren. Vorteil für Europa und eine Jahrhundertchance!

 

Natürlich lässt sich die Klimakrise nicht auf Europa begrenzen und ist nur auf globaler Ebene bewältigbar. Länder wie die USA ziehen nun mit großen, in großen Teilen grünen Infrastrukturprogrammen nach. Die Chancen stehen gut, dass Europa in diesem Zusammenhang zum Lieferanten für die Welt wird. Dazu gehört im Übrigen aber auch ein starker Footprint europäischer Unternehmen vor Ort, ein reines Exportbusiness funktioniert weder im Falle von China noch den USA.

Wie sollte ein nachhaltiges Technologie-Portfolio aussehen?

 

Dr. Kronenwett: Das lässt sich am ehesten auf der Metaebene beantworten und sieht natürlich individuell für jedes Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau anders aus. Es lassen sich drei Ansätze zur Entwicklung eines zukünftigen Technologie-Portfolios unterscheiden. Zunächst gibt es inkrementelle Strategien, die bestehende Technologien weiter optimieren oder durch digitale, IIoT-basierte Lösungen „intelligenter“ machen – etwa in Richtung Energieeffizienz im Produktionsprozess oder Kapazitätssteigerungen bei Anlagen zur Herstellung erneuerbarer Energien.

 

Der zweite Ansatz fokussiert auf Durchbruchstechnologien, die ihre Durchschlagskraft zunächst in Pilotprojekten beweisen und häufig subventioniert werden müssen, bevor sie skalieren und positive Business Cases in der Breite entwickeln. Der dritte Portfolio-Ansatz dreht sich um „Carbon Capture & Storage“-Technologien und hilft dabei, eine technologische Brücke zu schlagen – vor dem Hintergrund einer Vielzahl an vorhandenen „Brownfield“-Anlagen und der Zeit, bis erneuerbare Energien ausreichend ausgebaut sind.

Wann rückt die Corona-Pandemie in den Hintergrund und der Klimaschutz in den Vordergrund?

 

Uwe Rothaug: Das Krisenmanagement ist gelernt und wird kontinuierlich den Gegebenheiten angepasst. Auf Management-Ebene ist das Thema präsent, aber wir arbeiten längst auch wieder gezielt an der Weiterentwicklung unserer Geschäftsfelder – mit dem Gesundheitsmanagement als integralem Bestandteil. Viel mehr beschäftigt uns die grüne Transformation, die wir im Sinne der „Green Wave“ reiten wollen, um unseren Planeten für nachfolgende Generationen zu schützen.

Dr. Kronenwett: Aus meinen Gesprächen mit vielen Vorständen und Geschäftsführern hört man heraus, dass die Fragen, mit denen sie sich aktuell beschäftigen, tatsächlich eher nach vorn gerichtet sind: Wie mache ich mein Portfolio zukunftsfähig, wie gestalte ich die grüne Transformation, wie nehme ich mein Team mit in diese neue Welt? Welche Fähigkeiten brauche ich dafür?

Vor dem Hintergrund des steigenden politischen Drucks und im Übrigen auch der Kapitalmärkte reichen „Lippenbekenntnisse“ nicht mehr aus. Entscheidend ist nun für die Unternehmen, ernsthafte Ziele zu definieren und klare Strategien zu erarbeiten, die strukturell tatsächlich zu Veränderungen führen – im Produktportfolio, im eigenen Produktionsprozess, in der Lieferkette. Die gute Nachricht ist: Wer frühzeitig handelt, hat die Chance, im positiven Sinne die „grüne Welle“ mitzunehmen und an großen, entstehenden Wachstumsmärkten zu partizipieren.

Dr. Daniel Kronenwett, Dipl.-Kfm., MBA, promoviert am Karlsruhe Institute of Technology (KIT)
Dr. Daniel Kronenwett, Dipl.-Kfm., MBA, promoviert am Karlsruhe Institute of Technology (KIT)

Partner der globalen Automotive & Manufacturing Industries Practice bei Oliver Wyman in München. Berät Unternehmen aus der Automobil- und Fertigungsindustrie sowie aus dem Private-Equity-Sektor – seine Schwerpunkte liegen in Strategieentwicklung und M&A sowie in Restrukturierung und Reorganisation.

 
 
 

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