Welle oder Selektiv?
Nach erfolgreicher Testphase ersetzt VERSAFLOW ONE die Welle bei VOIGT electronic
Vor knapp 35 Jahren in Erfurt gestartet, ist VOIGT electronic heute ein moderner EMS-Dienstleister mit großer Leidenschaft und Know-how für die Elektronikfertigung. Das Produktspektrum reicht von Komponenten für Biogasanlagen bis zur Medizintechnik. Mit der 2021 vorgestellten VERSAFLOW ONE von Ersa wurde nun die THT-Fertigung modernisiert.

Die Gründung der VOIGT electronic GmbH erfolgte noch zu DDR-Zeiten am 1. April 1989 – nach neun Monaten Behördenmarathon erhielt Matthias Voigt endlich die Gewerbegenehmigung und startete mit der Herstellung von Leiterplatten. Von den Anfängen im Elternhaus mit selbstgebautem Produktionsequipment entwickelte sich VOIGT electronic zum modernen EMS-Dienstleister mit außergewöhnlichem Sachverstand für die Kunden und deren Produkte. Das sind unter anderem Komponenten für Messgeräte-, Kommunikations- und Industrieelektronik sowie für Bahn- und Verkehrstechnik. Mit Aufkommen der SMD-Technologie in den 1980er Jahren veränderte sich die Elektronik rasant – Mischbestückung mit THT-Komponenten und beidseitiger SMD-Bestückung nahm stetig zu und wurde Stand der Technik.
Mehr Flexibilität für Kundenprojekte

Mit dem bisherigen Wellenlötverfahren stieß VOIGT an Grenzen. Das Portfolio beinhaltet Produkte, die geeignet sind zum Wellenlöten, etwa Baugruppen mit großem THT-Anteil auf vierlagigen Leiterplatten. Viele neue Kundenprojekte sind es allerdings nicht mehr – hier geht es um Baugruppen für Messtechnik oder Testsysteme mit bis zu 18-lagigen Multilayern und großer Bauteilvarianz. Zudem gibt es viele kleinteilige Aufträge: Neben Serien bis 1.000 Stück auch Prototypen und Losgrößen von 20 bis 25 Baugruppen. Bis zu zwölf Produktwechsel am Tag sind zu bewältigen. In einem Evaluierungsprojekt untersuchte VOIGT daher, ob der Wellenlötprozess durch Selektivlöten ersetzt werden kann.
Vorteil des Selektivlötens: Neben dem Wegfall der Entlötmasken können einzelne Bauteile im Selektivverfahren individuell gelötet werden. Anders beim Wellenlöten, wo sich Heizung und Benetzungszeit in der Lötwelle nur für die gesamte Baugruppe setzen lassen. „Die Qualität ist wichtig. In dem Fall war der Output fast wichtiger. Am Ende des Tages muss eine bestimmte Anzahl Baugruppen gefertigt sein, um Lieferzeiten zu halten“, sagt Fertigungsleiter Frank Koppetsch.

Technologisch gerüstet
Seit drei Jahren betreibt VOIGT electronic eine ECOSELECT 4. Da lag es nahe, für die neue Produktionsanlage wieder in Wertheim anzufragen. „Wir legen großen Wert auf langfristige Partnerschaften. Wir brauchen Partner, die uns technologisch mitnehmen, um gerüstet zu sein für die Zukunft“, sagt Firmengründer Matthias Voigt.
Das Maschinenprojekt war eine Win-Win-Situation für VOIGT electronic und Ersa: Zur Productronica 2021 wurde die VERSAFLOW ONE als Einstiegsmodell ins High-End-Selektivlöten in den Markt eingeführt. Wie die „großen“ Ersa Selektivsysteme verfügt die VERSAFLOW ONE über Features wie Lotniveauüberwachung mit automatischer Lotdrahtzuführung und Überwachung der Lötwellenhöhe. VOIGT electronic fand als Beta-Tester unter realen Bedingungen heraus, ob die bestehende Welle durch eine Selektivlötanlage ersetzt werden kann.
Intuitiv bedienbar mit ERSASOFT 5

„Unsere Mannschaft ist äußerst schnell mit der Anlage zurechtgekommen,“ berichtet Fertigungsleiter Koppetsch. Dabei profitierte VOIGT sicher von den Vorkenntnissen mit der bestehenden ECOSELECT 4. Wie alle Ersa Anlagen wird die VERSAFLOW ONE mit der Bediensoftware ERSASOFT 5 gesteuert. Programme zu einem Produkt lassen sich abspeichern und sind bei Bedarf schnell verfügbar.
Lötqualität und Durchsatz der VERSAFLOW ONE haben überzeugt – ebenso Wartungsfreundlichkeit und der geringe Stickstoffverbrauch. So entschied VOIGT electronic, die VERSAFLOW ONE nach der Testphase als Ersatz für die Wellenlötanlage zu übernehmen. „Wir sind nun in der Fertigung noch flexibler und haben den gewünschten Kapazitätspuffer. Die Wartung ist deutlich einfacher und schneller als bei unserer alten Wellenlötanlage. Wir sind hervorragend für die Zukunft aufgestellt“, resümiert Frank Koppetsch.